Die zentralen Erfolgsfaktoren beim Pokern sind strategisches Denken und mentale Stärke. Doch während die meisten Spieler darauf achten, ihre mathematischen Kenntnisse zu verbessern, übersehen sie dabei oft die Wichtigkeit der Achtsamkeit. Dabei handelt es sich um die Kunst, im richtigen Moment präsent und konzentriert zu sein. Diese Fähigkeit unterscheidet mittelmäßige von hervorragenden Spielern. Diese kombinieren eine Vielzahl von Fähigkeiten und setzen diese im entscheidenden Moment fokussiert ein.
Achtsamkeit ist also nichts anderes als sich bewusst auf den jeweils gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Dabei sollte man sich nicht von anderen Gedanken ablenken lassen. In diesem Zustand nimmt der Spieler eine Haltung ein, die nicht urteilt, sondern das, was passiert, einfach wahrnimmt, ohne es zu bewerten. „Akzeptieren“ lautet dabei das Zauberwort, das bei der Bewältigung von Stress hilft.
Schließlich ist es beim Pokern wichtig, voll konzentriert zu bleiben und sich nicht von vergangenen Fehlern oder möglichen Szenarien ablenken zu lassen. Wer sich jedoch von Emotionen lenken lässt, wird schnell dazu übergehen, irrational zu handeln. Achtsamkeit kann dabei helfen, seinen Fokus nicht zu verlieren und eine emotionale Abwärtsspirale zu vermeiden.
Konzentration und Entscheidungsfindung
Der wesentliche Vorteil von Achtsamkeit liegt auf der Hand. Sie dient vorwiegend der Verbesserung der Konzentration. Beim Pokern sind die Spieler gefordert, ununterbrochen ihre Karten, Spielweise und Verhaltensweisen im Auge zu behalten. Das gilt auch für jeden Schritt, den ihre Gegner setzen.
Beim Achtsamkeitstraining lernen sie, ihre Aufmerksamkeit zu schärfen und selbst subtile Signale sofort wahrzunehmen. Wer konzentriert spielt, kann eine präzise Entscheidung treffen, die auf Fakten und nicht auf Gefühlen basiert. Dazu ist es jedoch notwendig, alle relevanten Informationen zu erkennen und rasch zu verarbeiten. Welch enorme Leistung Pokerspieler erbringen können, zeigt der Weltrekord über die meisten Pokerhände in einem Zeitraum von acht Stunden. Der Rekordhalter spielte nicht nur gleichzeitig an 25 bis 40 Tischen, sondern absolvierte in diesem Zeitraum unglaubliche 14.548 Hände.
Das waren im Durchschnitt 30 Hände pro Minute, was ihm lediglich einen Zeitraum von zwei Sekunden für jede Entscheidung am Tisch ließ. Solch ein Marathon lässt keine impulsiven Entscheidungen zu, sondern erfordert höchste Konzentration. Das Experiment wurde zu einem Erfolg. Der Rekordhalter schloss seine achtstündige Session mit Gewinn ab.
Emotionskontrolle
So ein „Marathon“ wird nur möglich, wenn es dem Spieler gelingt, seine Emotionen vollständig im Griff zu behalten. Pokerspieler sprechen von „Tilt“, wenn ihnen dies nicht gelingt und sie beginnen, unüberlegte Entscheidungen zu treffen. Mit Achtsamkeitsübungen lernen professionelle Spieler, ihre eigenen Emotionen zu beobachten und zu steuern. So können sie auch bei starkem Stress die Ruhe bewahren und weiterhin rational handeln.
Bewusste Atemübungen und kurze meditative Pausen können dabei helfen. Sie beruhigen das Nervensystem und befreien den Kopf von negativen Gedanken. Emotionale Ausgeglichenheit ist besonders wichtig, wenn sich Turniere über einen langen Zeitraum erstrecken.
Mit entsprechender Übung verbessert sich auch die eigene Körperwahrnehmung. Das kann ein wesentlicher Vorteil beim Pokern sein. Immerhin reagiert der Körper auf Aufregung und spannt seine Muskeln an. Diese zeigen ebenso wie ein beschleunigter Herzschlag an, dass der Gegner nervös ist. Mit proaktiven Maßnahmen vermeiden professionelle Spieler diese sichtbaren Anzeichen. Das hilft ihnen ebenso, wie es verhindert, dass sie für andere Teilnehmer durchschaubar werden.
Die Umsetzung
Achtsamkeit lässt sich in der Praxis mit wenigen, aber regelmäßigen Übungen leicht umsetzen und in den Alltag integrieren. Meditation vor dem Spiel beruhigt den Geist und schärft die Sinne. Dazu reichen bei Übung bereits wenige Minuten aus.
Atemübungen gelten als Geheimwaffe, die sich auch während des Spiels einsetzen lässt. Ruhiges und konzentriertes Ein- und Ausatmen durch den Bauch fährt den Körper herunter. Ein kurzes Anhalten des Atems zwischen dem Ein- und Ausatmen ist dabei besonders wichtig. So mindert man den Stress und bewahrt auch weiterhin die Ruhe.
Doch auch das Beobachten der anderen Spieler will geübt sein. So manche Spielweise kann einen Teilnehmer aus dem Gleichgewicht bringen. Um dies zu vermeiden, ist es hilfreich, seine Gegner bewusst zeitweilig zu beobachten, ohne zu urteilen. So gewinnt man eine neutrale Haltung, die beim Spielen von großem Vorteil ist.
Die Achtsamkeit erweist sich also als wertvolle Fähigkeit, die auch im Alltag wichtig sein kann. Mit Training und Praxiserfahrung erlernen Pokerspieler, diese gezielt anzuwenden, um ihre mentale Stärke und Belastbarkeit zu fördern. Ein fokussierter Geist ist schließlich leichter in der Lage, Herausforderungen zu bewältigen.