Das war unerwartet: Die deutsche Industrie hat im Mai einen starken Anstieg verbucht. Allen voran in den Bereichen Pharma, Energie und Autoindustrie. Der Blick auf den Dreimonatsvergleich zeigt ebenfalls, dass es steil nach oben geht. Dennoch gibt es einen kleinen Wermutstropfen: Die Produktion liegt insgesamt noch immer deutlich unter dem Vorkrisenniveau.
Auch der Dreimonatsvergleich zeigt ein klares Wachstum
Es gibt Branchen, die sich wieder im Aufwind befinden. Nachdem etwa der Glücksspielbereich mehrere Jahre infolge ein Wachstum erlebt hat, folgte dann 2023 ein Rückgang, laut aktuellen Prognosen wird aber für 2024 wieder ein Plus erwartet. Besonders beliebt sind derzeit übrigens die Casinos ohne Einschränkung. Hier wird ohne deutsche Lizenz operiert, sodass sich der Spieler nicht mit monatlichen Einzahlungslimits, der 5 Sekunden-Regel oder auch dem maximalen 1 Euro-Einsatz pro Runde befassen muss. Aber nicht nur der Glücksspielbereich befindet sich wieder im Aufwind – in Deutschland gibt es wieder einige Branchen, die starke Zuwächse verbucht haben.
Im Mai haben einige deutsche Unternehmen ihre Produktion überraschend hochgefahren. Besonders starke Zuwächse gab es in der Pharma- und in der Autoindustrie. Sieht man sich die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes an, so hat die Fertigung mit Blick auf den Monatsvergleich um 1,2 Prozent zugelegt. Analysten sind davon ausgegangen, dass es im Mai einen leichten Produktionsrückgang geben wird. Im Schnitt wurde ein Minus von rund 0,2 Prozent erwartet. Die Prognose war deshalb zurückhaltend, weil es schon im April einen Dämpfer gegeben hat. Sieht man sich den Dreimonatsvergleich an, der weniger schwankungsanfällig ist, so ist die Produktion ebenfalls gestiegen: von März bis Mai um 1,4 Prozent.
Zu dieser ausgesprochen positiven Entwicklung im Monatsvergleich hat vor allem der Energiesektor beigetragen. Hier wurde ein Plus von 10,8 Prozent verbucht. Die Pharmaindustrie hat ein Plus von 10 Prozent erzielt, während die Automobilbranche ein Plus von 4,9 Prozent verbuchen konnte. Aber nicht jede Industrie wuchs – die Bauproduktion hat ein Minus eingefahren.
Noch unter dem Vorkrisenniveau
Jedoch gibt es bei all diesem Wachstum auch einen Wermutstropfen. Denn die Produktion befindet sich noch immer tief unter dem Niveau, das nach der ersten Post COVID 19-Erholungsphase gesehen wurde. Auch wenn es ein seit Monaten befindliches Aufwärtsmomentum gibt, so ist man noch immer unter dem Vorkrisenniveau. „Der Anstieg im Mai könnte bedeuten, dass das produzierende Gewerbe sich tatsächlich auf einem Erholungspfad befindet“, so Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank.
Von Seiten der Verbraucher ist man ebenfalls optimistischer geworden. So ist die Konsumlaune der deutschen Verbraucher auf den besten Wert seit einem Jahr gestiegen. Der dafür entsprechende Barometer hat in der Vorausschau auf Juli 97,73 Punkte erreicht, im Juni lag der Barometer bei 97,35. „Es ist davon auszugehen, dass die positive Entwicklung der Verbraucherstimmung anhalten, allerdings nicht deutlich an Dynamik gewinnen wird“, so der Handelsverband Deutschland – HDE. Wenn die Stimmung weiterhin optimistisch bleibt, könnte es zu einer Belebung in weiteren kleinen Schritten kommen.
Wirtschaft wird laut aktuellen Prognosen im Jahr 2026 stärker wachsen als 2025
Die wohl wichtigsten Einflussfaktoren auf die weitere Entwicklung der Produktion sind, so die Ökonomen, das Konjunkturprogramm der deutschen Bundesregierung. Aber die US Zollpolitik ist andererseits ein Unsicherheitsfaktor, der ein enorm hohes Gewicht habe. Das heißt, es gibt zwar positive Faktoren, aber auch den einen oder anderen nicht zu unterschätzenden Unsicherheitsfaktor, die keinesfalls außer Acht gelassen werden dürfen. Das deshalb, weil es hier schnell in die andere Richtung gehen kann.
Einige Ökonomen gehen davon aus, dass sich die deutsche Wirtschaft mit Blick auf das Gesamtjahr erholen wird. Für die Jahre 2025 und 2026 wurden die Konjunkturprognosen bereits nach oben korrigiert – ein gutes Zeichen. So haben etwa die Ökonomen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel zu Beginn des Jahres eine Vorhersage von 0,0 Prozent getroffen, nun geht man davon aus, dass die Wirtschaft um 0,3 Prozent steigen wird. Das RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung ist positiv gestimmt und erwartet ein Wachstum von 0,3 Prozent. Für das kommende Jahr, also 2026, wird sogar ein noch höheres Wachstum erwartet.
Mehr Lesen: Susanne Daubner