Wissen Influencer, wie es um ihren Ruf bestellt ist? Ja. Und genau deshalb bezeichnen sie sich immer häufiger als Content Creater. Denn es geht darum, Inhalte zu erstellen. Doch warum hat sich der Ruf der Influencer in den letzten Jahren derart verschlechtert, dass nun immer öfter eine andere Berufsbezeichnung gewählt wird?
Ist es vertretbar, für Produkte zu werben, die man nicht verwendet?
Es sind fragwürdige Gesundheitstipps und zu hinterfragende Schönheitsideale, wieso viele Eltern Influencer kritisieren und versuchen, ihre Kinder von den Inhalten der neuen Content Creater fernzuhalten. Zudem sind ältere Generationen noch immer der Meinung, Influencer zu sein ist kein Beruf, sondern im weitesten Sinne vielleicht eine Berufung, weil dafür keine Ausbildung erforderlich ist. Doch ganz stimmt das nicht. Ganz egal, ob man vom Influencer oder Content Creator spricht – in beiden Fällen ist die Tätigkeit mit viel Arbeit verbunden, weil nur wer viel Zeit investiert, darf sich über Einnahmen freuen. Vor allem steckt auch ein nicht zu unterschätzender Aufwand dahinter, weil es Inhalte braucht, die vertrieben werden müssen. Dazu gehören nicht nur lustige Videos oder Homestorys, sondern auch Produkte, die man bewirbt.
Und genau hier beginnt die erste Diskussion. Viele Influencer werben für Produkte, die sie selbst nicht verwenden, aber bezahlt werden, um so zu tun, als wären sie davon begeistert. Doch muss man, wenn man für ein Produkt wirbt, dieses auch selbst verwenden?
Influencer wissen, wie es um ihren Ruf bestellt ist
14 Influencer, die aus verschiedenen Themenbereichen kommen, haben an einer Studie der Hochschule Düsseldorf mitgemacht und sich mit dem Image ihres Jobs auseinandergesetzt. Die 14 Influencer, die anonym bleiben, haben mindestens 10.000 Follower auf einer Social Media-Plattform und wissen, dass ihr Ruf nicht der beste ist. „Die Leute denken schlecht über uns“, so eine Influencerin. Es folgen ihr mehr als 200.000 Menschen. Nicht alle Kommentare unter ihren Videos oder Textbeiträgen sind positiv.
Besonders stark spüren die Influencer die Ablehnung gegenüber der älteren Generation. Doch warum ist das so? Die Influencer der Studie gehen davon aus, dass es vor allem an der moralisch fragwürdigen Art und Weise liegt, wie heutzutage Werbung gemacht wird. Aber auch die Tatsache, dass man sich auf oberflächliche Themen fokussiert, scheint viele Ältere zu stören. Wie auch der Umstand, dass die über 40- und 50-Jährigen oft jahrelang studiert und eine Ausbildung gemacht haben, am Ende der Influencer ohne Ausbildung aber wesentlich mehr Geld verdient.
Oft nicht mehr als bezahlte Werbung
Problematisch ist, dass viele Influencer Sachen bewerben, die sie nie getestet haben. Dass man nur positiv über ein Produkt spricht, weil man Geld erhält, wird oft kritisiert – aber funktioniert die Werbung nicht genauso?
Tatsächlich geht es auch darum, dass ein falsches Bild vermittelt wird. Dabei spricht man vor allem Jugendliche an, die dann den Influencern Vertrauen schenken und die beworbenen Produkte kaufen. Doch es gibt auch Influencer, die nicht alles bewerben, weil sie auf Geld aus sind, sondern auch aus Überzeugung agieren. „In jeder Branche gibt es schwarze Schafe. Influencer sind da keine Ausnahme. Es gibt immer Leute, die versuchen, schnelles Geld zu verdienen, auch auf Kosten der Ethik“, so eine Influencerin in der Studie.
Wichtig ist, sich im Vorfeld zu informieren. Besonders beliebt sind Unboxing-Videos – es wird etwas bestellt und dann vor der Kamera geöffnet und der Inhalt bewertet. Wenn etwa eine Jemlit Mystery Box im Rahmen eines Unboxing-Videos geöffnet wird, so erfährt man, was der Influencer bekommen hat. Das ist transparent. Ob jetzt der Influencer von dem Unternehmen gesponsert wurde oder nicht, das ist eine Sache. Aber der Zuseher sieht, was in der Mystery Box ist und kann sich ein Bild darüber machen, ob er dann auch über Jemlit eine Mystery Box erwirbt oder nicht.
Anders sieht die Sache bei Schönheits- oder Gesundheitsprodukten aus. Hier gibt es keine Beweise. Wenn Diätpillen beworben werden, der Influencer nebenbei aber eine strenge Diät hält bzw. seine Ernährung umgestellt hat, dann kann er zwar berichten, ein paar Kilo verloren zu haben – aber wohl nicht aufgrund der Diätpillen, die so beworben werden, dass man wie bisher essen kann.
Können die Influencer die Stimmung wieder ins Positive kippen?
Influencer wissen, sie müssen an ihrem Ruf arbeiten. Vor allem geht es auch darum, transparent zu sein. Werbung ist eine Sache. Doch es geht darum, dass nicht den Jugendlichen Dinge schmackhaft gemacht werden, die aber unappetitlich sind. Das hat man gemacht – und eingesehen, dass es nicht der beste Weg ist. Zumindest ein großer Teil der Influencer versucht, nun andere Wege zu gehen.
Am Ende wird sich zeigen, ob sich die Stimmung wieder ändert und Influencer einen besseren Ruf bekommen. Schließlich ist Einsicht der erste Weg zur Besserung – und die Einsicht ist auf jeden Fall gegeben.
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