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Der Glücksspielstaatsvertrag vor seiner großen Prüfung

Der Glücksspielstaatsvertrag vor seiner großen Prüfung: Was sich 2026 ändern könnte

Deutschland steht vor einem entscheidenden Jahr. 2026 markiert die erste umfassende Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags, der seit Juli 2021 als bundesweite Grundlage für die Regulierung des Glücksspiels gilt. Ziel war es damals, Ordnung in einen Markt zu bringen, der sich über Jahre unkontrolliert entwickelt hatte, mit Angeboten zwischen staatlicher Lotterie und anonymen Online Casinos.

Nun, fünf Jahre nach Inkrafttreten, soll geprüft werden, ob die Reform tatsächlich den gewünschten Effekt hatte oder ob sie neue Probleme geschaffen hat, die es zu bewältigen gilt.

Die ursprünglichen Regelungen und der Status Quo

Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021) wurde in Deutschland erstmals ein bundeseinheitlicher Rechtsrahmen geschaffen, der sowohl landbasierte als auch digitale Glücksspiele umfasst. Er erlaubt unter klar definierten Bedingungen Online Casinos, virtuelle Automatenspiele und Online-Poker, also Bereiche, die zuvor weitgehend verboten oder uneinheitlich reguliert waren.

Das Hauptziel war die sogenannte Kanalisierung. Spieler sollten von illegalen oder unregulierten Angeboten zu legalen, überwachten Anbietern gelenkt werden. Ergänzt wurde dieser Ansatz durch strengere Maßnahmen zum Spielerschutz, darunter:

  • ein monatliches Einzahlungslimit von 1 000 Euro je Spieler,
  • die Einführung einer zentralen Spielersperrdatei,
  • eine Echtzeitüberwachung über das technische System LUGAS,
  • Werbebeschränkungen,
  • sowie das Verbot von Parallel-Spielen auf mehreren Plattformen.

Die Aufsicht über den Markt übernahm die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) mit Sitz in Halle (Saale). Sie ist für die Lizenzvergabe, Marktüberwachung und Durchsetzung von Maßnahmen gegen illegale Anbieter zuständig.

Damit sollten Einheitlichkeit, Transparenz und Verbraucherschutz im Glücksspiel erreicht werden – ein Ziel, das ehrgeizig klang, aber von Anfang an mit großen Erwartungen und ebenso großen Herausforderungen verbunden war.

Und trotzdem spielt man in Deutschland, Österreich und dem ganzen DACH-Raum immer noch gerne bei Online Casinos, die diesen Regulierungen nicht unbedingt unterliegen. Denn Anbieter, die man empfehlen kann, können auch anderswo lizenziert sein, wie zum Beispiel in Malta oder Gibraltar.

Die erste Bilanz vor der Evaluierung

Seit 2021 hat sich die deutsche Glücksspiellandschaft sichtbar verändert. Hierzulande registrierte Anbieter, die eine Lizenz der GGL besitzen, dürfen Online-Automatenspiele und Poker offiziell betreiben.

Bis Ende 2024 wurden rund 30 Sportwetten-Lizenzen, 39 Lizenzen für virtuelle Automatenspiele und fünf für Online-Poker erteilt. Damit ist ein legaler Markt entstanden, der nach Angaben der Behörde 2024 bereits über 14 Milliarden Euro Bruttospielerträge erzielte.

Trotz dieser Fortschritte bleibt der anderswo lizenzierte Markt aktiv. Schätzungen zufolge lag das Volumen ausländisch lizenzierter deutschsprachiger Glücksspielseiten 2024 bei 500 bis 600 Millionen Euro. Diese Plattformen agieren meist mit Lizenzen aus Malta, Curaçao oder Gibraltar und sind für deutsche Behörden schwer greifbar.

Auch die Kanalisierungsquote macht der Behörde zu schaffen, also der Anteil der Spieler, die tatsächlich auf deutsch lizenzierte Angebote ausweichen. Diese liegt laut Branchenanalysen bei knapp über 50 Prozent – ein Wert, der deutlich unter den politischen Zielvorgaben liegt.

Viele Nutzer empfinden die Einschränkungen bei lizenzierten Anbietern als zu strikt und weichen daher auf internationale Plattformen aus, die flexiblere Einsatzgrenzen oder Boni bieten.

Auch die technische Umsetzung der Kontrollmechanismen bleibt ein Streitpunkt. Das zentrale System LUGAS überwacht Einzahlungen, Spielzeiten und Sperren in Echtzeit. Kritiker aus der Branche halten das System jedoch für zu bürokratisch und warnen vor Innovationshemmnissen. Die GGL verteidigt den Ansatz mit Verweis auf die Sicherheit und Integrität des Marktes – ein Ziel, das ohne zentrale Kontrolle kaum zu gewährleisten wäre.

Die Ziele der Evaluation 2026

Die 2026 geplante Evaluation ist im GlüStV 2021 festgeschrieben. Sie soll systematisch prüfen, inwiefern die gesetzten Ziele, Spielerschutz, Kanalisierung und Marktstabilität, erreicht wurden und ob gesetzliche Anpassungen nötig sind.

Im Zentrum stehen dabei mehrere Kernfragen:

  1. Wirksamkeit der Kanalisierung:
    Wie viele Spieler nutzen tatsächlich legale Angebote, und wie groß ist der Anteil des Schwarzmarkts?
  2. Schutzmechanismen und technische Kontrolle:
    Ist das Zusammenspiel von LUGAS, Spielersperrdatei und Limitüberwachung praktikabel und effektiv?
  3. Werberegulierung:
    Wie lassen sich Jugendschutz und Markttransparenz mit der wirtschaftlichen Realität von Online-Anbietern in Einklang bringen?
  4. Verwaltungsstrukturen und Aufsicht:
    Funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und der GGL effizient genug, oder braucht es Reformen?
  5. Steuer- und Marktpolitik:
    Fördert die aktuelle Steuerlast einen fairen Wettbewerb, oder drängt sie Anbieter ungewollt ins Ausland?

Das Ergebnis dieser Evaluation wird nicht nur den politischen Kurs bis 2028 bestimmen, sondern auch den Weg für mögliche Nachfolgeregelungen ebnen.

Konsequenzen für Anbieter und Spieler

Die Evaluierung 2026 wird zur Bewährungsprobe für das gesamte deutsche Glücksspielsystem. Sollte sie zeigen, dass die Ziele des GlüStV 2021, vor allem die Kanalisierung, nicht ausreichend erreicht wurden, sind weitreichende Anpassungen wahrscheinlich.

Möglich sind unter anderem:

  • flexiblere Limits, um legale Anbieter attraktiver zu machen,
  • verstärkte Sperr- und Blockademaßnahmen gegen anderswo lizenzierte Plattformen,
  • Reformen der GGL, um Entscheidungsprozesse zu beschleunigen,
  • sowie eine Anpassung der Steuer- und Abgabenstruktur, um Wettbewerbsnachteile auszugleichen.

Gleichzeitig wird das Thema Spielerschutz weiterhin im Mittelpunkt stehen. Experten betonen, dass technologische Lösungen, etwa automatisierte Warnsysteme, Echtzeit-Analysen und KI-gestützte Prävention, eine immer wichtigere Rolle spielen werden.

Die entscheidende Frage lautet: Wie kann Deutschland den Spagat schaffen zwischen Regulierung, Marktattraktivität und Verbraucherschutz?

Während Anbieter auf mehr Handlungsspielraum hoffen, fordert die Politik klare Nachweise für die Wirksamkeit der bestehenden Schutzmechanismen. Die Evaluation im Jahr 2026 wird zeigen, ob die Balance zwischen Kontrolle und Freiheit gelingt oder ob der Glücksspielstaatsvertrag eine zweite große Reform braucht.

Fünf Jahre nach seinem Start steht der Glücksspielstaatsvertrag also vor seiner ersten großen Bewährungsprobe. Der Wegfall rechtlicher Grauzonen und die Stärkung der Aufsicht gelten als Fortschritte, doch zentrale Ziele, insbesondere die Kanalisierung und der Rückgang ausländischer Anbieter, sind noch nicht erreicht.

Die Evaluation 2026 wird entscheiden, ob Deutschland seinen digitalisierten Kurs korrigiert oder den eingeschlagenen Weg fortsetzt. Klar ist, die kommenden Jahre werden bestimmen, ob der Glücksspielmarkt zu einem transparenten, sicheren und modernen System reift oder ob erneut nachjustiert werden muss.